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ZEG_Chronicle

88 Antiarrhythmika waren nach der CAST Studie in Verdacht gekommen, dass einige von ihnen zu schweren Herzkomplikationen führen können. Das wurde auch für ein Produkt mit dem Namen CORDICHIN® feste Kombination von Verapamil und Chinidin] vermutet und von der Deutschen Arzneimittelbehörde vom Hersteller Aufklärung zu Nebenwirkungen gefordert. Wegen des Zeitdrucks wurden seitens des ZEG insgesamt 159StudienzentrenfüreineretrospektiveKohortenstudie gewonnen (8 Universitäten und 151 niedergelassene Praxen in ganz Deutschland). 2334 Patienten mit einer Behandlung wegen supraventrikulären Arrhythmien wurden eingeschlossen und ihr Verlauf ausgewertet. Insgesamt standen 8796 Beobachtungsjahre von 1319 Männern und 1015 Frauen zur Auswertung zur Verfügung. Alle Originalakten der Patienten, einschließlich aller diagnostischer/therapeutischer Maßnahmen wurden mithilfe des behandelnden Arztes ausgewertetunddokumentiertundeswurdenInterviews zu relevanten Aspekten durchgeführt. Potentielle Arzneimittelnebenwirkungen wurden standardisiert dokumentiert und klassifiziert. Eine Fall-Kontroll-Untersuchung wurde in dieser Kohorte durchgeführt, wobei Fälle jene waren, die ein schwerwiegendes Ereignis (SAE) nach Beginn der Therapie der Rhythmusstörung hatten. Kontrollen waren Kohortenmitglieder ohne Ereignisse. DasadjustierterelativeRisikofür„SAEs“inZusammenhang mit CORDICHIN® oder den Komponenten Verapamil oder Chinidin waren nicht statistisch erhöht (OR= 1.03 bis 1.18). Auch Subgruppenanalysen mit unterschiedlichen Defi- nitionen für Kontrollgruppen sowie unterschiedlichen Zeitfenstern für das Auftreten von SAEs nach Therapiebeginn erbrachten in Bezug auf Cordichin oder Komponenten keine signifikant erhöhten Risiken für SAEs oder spezifische andere Endpunkte. Hingegen wurden erhöhte Risiken für “andere antiarrrhythmische Arzneimittel” und “andere Herzkreislaufmittel” gefunden (OR= 1.4 bis 3.2fach erhöht). In diesen Jahren wurde auch eine Reihe von Gesundheitsökonomischen Projekten kleinerer Art bearbeitet – oft zur Auslastung der Mitarbeiter eigenfinanziert. Bei einem ging es um eine ökonomische Analyse der Kosten ernährungsbedingter Krankheiten (Abb.89),einThema,dasdamalspolitischheftigdiskutiert wurde. Diese Analysen wurden von K. Martin erstellt wie auch einige andere Krankheitskostenanalysen. Leider waren Projekte dieser Art für ein Institut ohne jegliche Grundfinanzierung nicht kostendeckend und damit problematisch. Forschungsförderung und Entscheidungen Resultierend aus den vielen vergeblichenVerhandlungen wurde Ende 1993 die Schlussfolgerung gezogen, dass in den kommenden Jahren die öffentliche (staatliche) Forschungsförderung für Epidemiologische & Prävent- ionsforschung weiter auf nur sehr niedrigem Niveau verbleiben würde. Daraus ergab sich für das ZEG die Notwendigkeit einer strikten Rekonstruktion mit Neuorientierung der Forschungsschwerpunkte sowie der Sammlung von Erfahrungen mit einer zusätzlichen Forschungsförderung durch die Industrie. Aufgrund von guten Vorerfahrungen wurde zunächst auf das Gebiet pharmako-epidemiologischer Untersuchungen bei Nut- zung von Hormonen bei Frauen orientiert. Das führte im Umkehrschluss dazu, die sehr interessanten Forschungsrichtungen wie Ernährungsepidemiologie, Umweltepidemiologie, Arbeitsepidemiologie und sogar die traditionelle Herzkreislauf-Epidemiologie stark zu beschränken, da das erfolgreiche Einwerben von öffentlichen Forschungsmitteln zunehmend unwahr- scheinlicher wurde. Damit waren auch einschneidende personelle Umorientierungen verbunden. Abb. 89 Eine Broschüre zu Ernährungsbedingten Krankheiten, deren Ökonomischer Teil vom ZEG beigetragen wurde.

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