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ZEG_Chronicle

6 abgesehen von einigen kleineren Untersuchungen. Davon ausgenommen ist die Etablierung von Registern chronischer Krankheiten, die in Ostdeutschland durch Sowjetischen Einfluss und durch Generalisierung der gut etablierten Infektions-Epidemiologie vorangetrieben wurde. Dazu gehörte ein Diabetesregister seit den frühen 1960er Jahren, was in Westdeutschland erst Jahrzehnte später vorangetrieben wurde. Hierzu gehört auch die in den 1950er Jahren begonnene Etablierung eines bevölkerungsweiten Krebsregisters in Ostdeutschland,, eine Entwicklung die in Westdeutschland mit dem Krebsregister Saarland erst Jahrzehnte später nachgeholt wurde. Dabei spielten natürlich politische Unterstützungen bzw. Hemmnisse eine entscheidende Rolle. So wäre eine Etablierung bevölkerungsweiter Krankheitsregister wie Diabetes und Krebs ohne ein dirigistischesStaatssystemwieinOstdeutschlandkaumso früh möglich gewesen. Hingegen waren die Verhältnisse des Demokratischen Pluralismus, einer stark traditionell und biologisch orientierten Klinischen Medizin sowie ungünstiger Kombination mit der Ängstlichkeit vor dem Erbe der Medizin des Dritten Reiches nicht dazu angetan, eine ähnliche Entwicklung wie in Ostdeutschland auch in Westdeutschland frühzeitig zu ermöglichen. Entwicklung der Epidemiologie„chronischer nichtübertragbarer Krankheiten (engl. NCD) im Ostblock Der schrittweise Aufbau der Herzkreislauf-Epidemiologie in den Ostblockländern begann in den 1960er Jahren durch Beteiligung an internationalen Studien bzw. Übernahme der Studienmethoden für das eigene Land. DieEntwicklungwurdemeistvonälteren,sehrerfahrenen Klinikern begonnen, denen es gelang, junge Leute dafür zu begeistern epidemiologisches Gedankengut aufzunehmen. Wahrscheinlich fand die erste epidemiologische Untersuchung im damaligen Ostblock in Bulgarien statt mit der Analyse der Verteilung von Risikofaktoren in der bulgarischen Bevölkerung (Tzoncev, etwa 1960). Nach Tzoncev wurden die Untersuchungen von Professor Belov weitergeführt, der von etwa 1969 an auch die ersten Herzinfarkt-Register aufbaute und auch seit Mitte der 1970er Jahre Untersuchungen zum Cor pulmonale begann. In späteren Jahren sind die epidemiologischen Untersuchungen in Bulgarien dann jedoch immer mehr „versandet“. Abetwa1966begannenauchinderTschechoslowakeiunter der Federführung von Fodor Untersuchungen zur Herz- Kreislauf-Epidemiologie, die auch durch Untersuchungen von Reinis vorangetrieben wurden. Beide Teams konzentrierten sich ganz besonders auf die Untersuchung von Risikofaktoren für die koronare Herz-Krankheit und Analysen zur Entwicklung dieser Krankheitsgruppe. In Jugoslawien waren die ersten Untersuchungen zur koronaren Herz-Krankheit bereits 1958 von Buzina gestartetworden,denendannNamenwieDjordjevicund dem später in der WHO berühmt gewordenen Strasser folgten. Eine andere Entwicklungslinie wurde von Kozarevicbegonnen,dersichamModellderFramingham- Studie orientierend etwa seit 1961 mit dem Aufbau von mit Framingham-identischen Untersuchungsansätzen in mehreren Orten Jugoslawiens beschäftigte und diese Untersuchungen über Jahrzehnte weiterführte, wobei diese Arbeiten durch die nationalistischen Unruhen in Jugoslawien in den 1990er Jahren sicher zu einem unfreiwilligen Ende gekommen sein dürften. In Polen war die Entwicklung der Herzkreislauf- Epidemiologie insbesondere an Namen wie Askanas, einem sehr bekannten Kardiologen aus Warschau, gebunden,dersichmitdemHerzinfarkt,seinerVerteilung und seinen Risiken seit 1966 beschäftigte. Einer seiner Schüler war Rywik, der sich Ende der 1960er, Anfang der 1970erJahremitHerz-Kreislauf-Epidemiologiebeschäftigt hat, eine große Zahl von Schülern ausgebildete und eine internationale Zusammenarbeit aufgebaut hat (u.a. auch zu DDR Wissenschaftlern wie Böthig, Barth, Heinemann). Daneben entstand in den 1980er Jahren eine starke epidemiologischeArbeitsgruppemiteinemSchwerpunkt auf Lipidstoffwechsel - HKK in Krakow (Snajd). In Rumänien wurde etwa 1968 die Herz-Kreislauf- Epidemiologie mit der Schwerpunktsetzung auf die koronare Herz-Krankheit mit Steinbach begonnen, der später nach Westdeutschland ausgewandert ist. Die Entwicklung in Rumänien (Ohra) blieb marginal. In Ungarn schließlich wurde die Epidemiologie der koronaren Herz-Krankheit durch Lamm 1965 initiiert. Nachdem er zur WHO gegangen war, waren seine Nachfolger, die die Herz-Kreislauf-Epidemiologie intensiv weiterbetrieben, Östör und Gyarfas. Der Letztere spielte später in der WHO Herzkreislauf-Abteilung in den 1990er Jahren eine leitende Rolle. In Litauen entstanden erste Herzinfarktregister unter Baubiniene. In diesen Kontext ordnet sich die Entstehung und Entwicklung der Epidemiologie chronischer Krankheiten in Ostdeutschland (DDR) ein. Man könnte den Beginn mit dem erfahrenen Kliniker und Diabetologen Monicke aus Karlsburg 1960 datieren. Er hat nicht nur das Diabetes- Register aufgebaut, sondern auch eine Reihe kleinerer epidemiologischer Untersuchungen schon 1960 und in den nachfolgenden Jahren begonnen, wobei an Schliack zu erinnern ist. 1968 begann die Gruppe um Böthig mit der breitbasierten Entwicklung der Herz- Kreislauf-Epidemiologie in Ostdeutschland. Darauf wird

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