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ZEG_Chronicle

63 Wiedervereinigung voraussehen konnte. Die unglücklichen wissenschaftspolitischen Änder- ungen führten nicht nur zum Zusammenbrauch der staatlich geförderten Präventionsprojekte, son- dern zum vorläufigen Ende der gut etablierten bevölkerungsbezogenen Epidemiologischen Forschung in Ostdeutschland20, zumindest in den öffentlichen Forschungseinrichtungen, z.B. an Universitäten und im Gesundheitswesen. Eine Reihe von Forschungs- einrichtungen wurden abgewickelt, z.B. auch die epidemiologischen Kapazitäten an der Akademie der Wissenschaften. Eine anstehende Veränderung der administrativen territorialen Strukturen (Kreise, Bezirke), die die Basis für die Kalkulation und den Vergleich von Erkrankungsraten waren, hätten die laufenden Langzeitprojekten ohnehin erschwert. Hinzu kam, dass die Personenkennzahl der DDR-Bürger als eine Basis der bisherigen statistischen Qualitätsprüfung gesammelter epidemiologischer Daten (z.B. Vollständigkeit der Registrierung) wegfiel. All dies führte zu einer Neuorientierung aller, für epidemiologische Projekte trainierten Mitarbeiter. Anfangs bestand noch die irrige Hoffnung, dass vielleicht eineAnschlussfinanzierungwichtigerForschungsprojekte erreicht werden könne. Deshalb wurden im Verlauf der Jahre 1989 und 1990 weiter regelmäßige Trainings- und Qualitätsevaluations-Veranstaltungen zu Herzinfarkt- und Schlaganfall-Registern im Kontext des MONICA Projekts mit den beteiligten Kreisen durchgeführt. Hinzu kamen Arbeitsberatungen zur Planung und Durchführung der anstehenden, obligatorischen MONICA-Bevölkerungssurveys,dieursprünglich1992/93 beginnen sollten. Weiter gingen in 1990 zunächst noch die Kurse zu EpidemiologieundPräventionvonHKK/NCDinChemnitz, die, wie in den vergangenen Jahren, imWesentlichen von den Berliner Epidemiologen bestritten wurden. Unter der wissenschaftlichen und organisatorischen Leitung des Herzkreislauf-Instituts der AdW wurde der nunmehr letzte Kongress der Gesellschaft für Kardiologie und Angiologie der DDR in Berlin abgehalten. Dabei wurde ausführlich über Ergebnisse der INTERSALT- und MONICA-Studie berichtet, wobei Gäste aus Westdeutschland wie Prof. Greiser (Bremen) und Prof. Laaser (Bielefeld) sowie Kestelot, Dag Thelle und Japaner Beiträge leisten konnten. Ein wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit mit der WHO NCD – Abteilung, das Herzkreislaufinstitut der AdW war ja noch WHO-Referenzzentrum, war die Vorbereitung einer bevölkerungsbasierten, epi- demiologischen Herzkreislauf-Studie in Zypern, die als Demonstrationsprojekt für andere Entwicklungsländer, in ein Präventionsprogramm münden sollte. Dr Komodiki vom Ministerium für Gesundheitswesen in Nikosia weilte 1989 im Rahmen der Vorbereitung der Zypern-Studie als Gast in der Abt. Präventive Kardiologie, wobei sie insbesondere von Thiel und Barth betreut wurde21. Beide blieben auch später unterstützend in das Zypern- Projekt eingebunden – auch nachdem die Abteilung für Präventive Kardiologie der AdW abgewickelt und das ZEG gegründet war (siehe unten). Noch in diesem Jahr erfolgte das praktische Training des Untersucher- Teams in Zypern. Und ein Wochenendseminar zur GesundheitsförderungundVorbeugungvonKrankheiten wurde für die Ärzte von Nikosia von Heinemann und Barth durchgeführt. Das wurde später durch Kontrolle der Feldarbeit des Zyprischen Untersucherteams ergänzt. Die Berliner Epidemiologen waren auch maßgeblich an der Datenauswertung (DoMinh Thai), Berichterstattung (Thiel, Barth, Heinemann) und Verteidigung des Abschlußberichtes beim WHO-Regionalbüro in Alexandria (Barth) beteiligt. Zu Ende 1990 war endgültig klar, dass die Weiterführung der Präventionsprojekte in Ostdeutschland keine öffent- liche Finanzierung erfahren würde. Das seit 1983/84 laufende DDR-CANON Projekt zur gemeindebasierten Bekämpfung von Herzkreislauf- und anderen nicht- übertragbaren, chronischen Krankheiten in 5 Inter- ventions- und 6 Kontrollgebieten (rund 1 Million Einwohner) musste abgebrochen werden, obwohl schon eine deutliche Reduktion der Risikofaktoren (z.B. Schleiz- Dippoldiswalde-Projekt) oder Reduktion der Mortalität (Klötze-Projekt) berichtet worden war. Damit war auch die weitere Mitarbeit im WHO-CINDI-Project (Regional- Büro Europa, Kopenhagen) bzw. INTERHEALTH (WHO- HQ, Genf) hinfällig, obwohl gerade im CINDI Projekt eine Epidemiologengruppe in Westdeutschland aktiv mitarbeitete (Heidelberg). Für das MONICA Projekt Ostdeutschlands gab es trotz vielerVerhandlungen keine Finanzierung für die Weiterführung bis zum offiziellen Projektende in 1994, aber drei Kreise (Chemnitz, Zwickau, Erfurt) führten ihre Arbeit ohne Finanzierung von außen bis 1994 weiter. Das traf auch für die Berliner Arbeitsgruppe zu. Jedoch erfolgte vom BMFT eine kleine Finanzierung für die Auswertung und Berichterstattung der gesammelten Daten, was einer geordneten Abwicklung nahe kam. 20Heinemann, L A J. Implications of political changes on preventive projects in the GDR. CVD Epidemiology Newsletter 46 (1990) 64-66 21 Komodiki, C.; Agrotou, A.; Do Minh, T.; Thiel, C.; L. Heinemann: Risk factor profile in Cyprus 1990: A comparison with the East German situation. CVD Epidemiology Newsletter 47 (1991) 75-76

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