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ZEG_Chronicle

76 In der Übergangsphase vom Akademieinstitut zum privatwirtschaftlichen Forschungsinstitut wurde intensiv am longitudinalen Vergleich der selbst erhobenen Gesundheitsdaten der DDR und – wo es überhaupt Daten gab - Vergleichen mit meist kürzlich erhobenen Daten aus Westdeutdeutschland gearbeitet. Daraus entstand eine große Zahl von Publikationen in internationalen wissenschaftlichen Fachjournalen. Das betraf Langzeitergebnisse von Kohortenstudien: 1968 war eine Kohortenstudie einer Zufallsstichprobe in Berlin Mitte (552 Männer, Geburtsjahrgänge 1914- 1918)24 begonnen worden sowie kurz darauf eine Kohorte in Berlin-Lichtenberg (1079 Männer im Alter 45-60) hinsichtlich Herzkreislaufkrankheiten und deren Risikofaktoren untersucht worden. Nach 22 Jahren wurde überprüft, ob und wie sich die Mortalität in Abhängigkeit von den Risikofaktoren unterscheidet. Das Ergebnis der 22-jährigen Nachbeobachtung der Kohorte „Berlin Mitte“25 (n= 552 Teilnehmer der Geburtsjahre 1914-18)) im Jahr1990 zeigte, dass rund 50% inzwischen an folgendenTodesursachen verstorben waren: 22% Herzkreislauf, 7% Krebs, 8% an anderen Ursachen und von 13 % waren die Totenscheine nicht auffindbar. Es wurde nach Unterschieden in den Quintilen der Risikofaktoren (Blutdruck, Cholesterol, BMI) gesucht. Nur das höchste Blutdruck-Quintile zeigte eine höhere Gesamtmortalität, nicht aber signifikant bezüglich Herzkreislauf-Mortalität. Für Cholesterol fand sich die höchste Herzkreislauf- und Gesamtmortalität im niedrigsten und höchsten Quintil. BMI zeigte keinen Zusammenhang mit den Todesursachen-Raten. Raucher zeigten ganz wesentlich höhere Herzkreislauf- und Gesamtsterblichkeit. Ähnlich, aber etwas klarer waren die Ergebnisse der 16-Jahre Nachbeobachtung der Kohorte „Berlin- Lichtenberg“ (n=1079 Teilnehmer; Alter 45-60 im Jahre 1974)26 . 27% waren verstorben; rund 50% an Herzkreislauf Erkrankungen, 44% an anderen TU und in 6% war ein Totenschein nicht auffindbar. Hier wurde eine Abhängigkeit von HK und Gesamtsterblichkeit vom Blutdruck-SpiegelbeiAusgangnachgewiesen.Cholesterol hatte eine U-förmige Beziehung zur Gesamtsterblichkeit (höher bei höchstem und bei niedrigstem Cholesterol- Spiegel). Die ersten Ergebnisse der MONICA-Untersuchungen in Ostdeutschland wurden ebenfalls zur Publikation vorbereitet. Schon die ersten Ergebnisse des Profils kardiovaskulärer Risikofaktoren in DDR-MONICA zeigten für die BevölkerungeinungünstighohesRisikofürHerzkreislauf- und andere chronische Krankheiten. 27 Die Ergebnisse der DDR-MONICA Schlaganfallregister 1984 bis 1993 zeigten neue Ergebnisse und ermöglichten Vergleiche mit den Daten Anfang der 1970er Jahre. 28 7,435 Schlaganfälle wurden im Detail in den beteiligten Bevölkerungen erfasst. In diesem Zeitraum waren die altersspezifischen Schlaganfall-Inzidenz-Raten in der jüngsten Altersgruppe bei Männern wie Frauen (25-34 Jahre) deutlich niedriger als in der ältesten Gruppe (65- 64 Jahre). Die 28-Tage-Sterblichkeitsrate lag bei 40% (25- 74 Jahre). Im Vergleich zu den Daten Anfang der 1970er Jahre hatte sich bei der Neuerkrankungsrate keine größere Änderung bei Frauen bis 64 Jahre ergeben, bei Männern sogar ein Anstieg der altersspezifischen Raten.29 Es wurde geschlussfolgert, dass die Schlaganfall- Neuerkrankungsrate angestiegen war und dies mut- maßlich mit dem sich verschlechterndem Profil der kardiovaskulären Risikofaktoren, d.h. besonders mit der Hypertonieentwicklung bei Männern, in Zusammenhang zu bringen sei. DaswareinenttäuschendesErgebnisfürdieBemühungen des staatlichen Herzkreislauf-Bekämpfungsprogramms über viele Jahre. Leider fehlten die epidemiologischen Daten für solche Trend-Analysen in den alten Bundesländern vollständig, was einer über Jahrzehnte dauernden Unterschätzung der Bedeutung Epidemiologischer Herzkreislauf- Forschung in der Bevölkerung geschuldet war. 24Heinemann, L., Böthig, S., Mißlitz, A. 22 year survival of the cohort Berlin-Mitte. Role of cardiovascular risk factor. CVD Epidemiology Newsletter 49 (1993) 25Heinemann L, Dinkel R, Görtler E, Böthig S, Barth W, Mißlitz A. Twenty-two year survival of the cohort„Berlin-Mitte“. Role of cardiovascular risk factors. Acta Cardiologica 1994; 49: 335-338. 26Barth W, Classen E, Barth K. Mortality in the Cohort Study Berlin-Lichtenberg after 16 years of observation in relation to risk factors. CVD Epidemiology Newsletter 49 (1994). 27Heinemann, Lothar, H. Heine, A. Aßmann, H. Schädlich, W. Barth, Chr. Thiel, I. Martin-Böthig, D. Eisenblätter H. Braun, D. Johnson. Risk factors in the population of the GDR-MONICA-Study (1983/1984). Acta Med. Scand. - Stockholm 728 (1988) - S. 144 – 149. 28Heinemann LAJ, Barth W, Garbe E, Willich SN, Kunze K. Epidemiologische Daten zur Schlaganfallerkrankung. Daten des WHO-MONICA Projekts in Deutschland. Nervenarzt 1998; 69: 1091-1099 29Eisenblätter D, Heinemann L, Claßen E. Community-based stroke incidence trends from the 1970s through 1980s in East Germany. Stroke 1995; 26:919-923

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