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ZEG_Chronicle

5 fanden. Viel später kam dann zunehmend die Rolle von psycho-sozialen Risiken hinzu. Zu Beginn bestand das Problem, dass Methoden für das Studium von Zusammenhängen zwischen Krankheiten und potentiellen Risikofaktoren nicht vorlagen, d.h. zunächst im Zusammenhang mit klinischen Erfahrungen oder Vermutungen entwickelt werden mussten. So waren es am Anfang meist Kliniker mit Interesse an Einflussfaktoren außerhalb des üblichen Spektrums der Klinischen Medizin, die versuchten, die gewohnte klinische Arbeitsweise bei der Erfassung von klinischen Problemen in standardisierter Form zu entwickeln und sie als Grundlage von Epidemiologischen Unter- suchungen bei Patientengruppen, aber auch später in Bevölkerungsstichproben anzuwenden (klinische Epidemiologie). Ein erster großer Erfolg dieses neuen Forschungsansatzes war die wissenschaftliche Identifizierung des Rauchens als wesentlicher Risikofaktor für den Lungenkrebs durch Sir Richard Doll in England. In den 1940 – 1950er Jahren begann dann auch die Suche nach Risikofaktoren für chronische Herzkreislaufkrankheiten (HKK), da diese die führende Todesursache in allen entwickelten Ländern darstellten. In praktischer Hinsicht war die Epidemiologische Wissenschaft in den USA in führender Position: Die erste große Langzeit- Beobachtungsstudie wurde Ende der 1940er Jahre bei den Einwohnern der Stadt Framingham mit Schwerpunkt auf chronische Krankheiten, besonders HKK, begonnen. In Hinblick auf Konzeptionen und Theorienbildung scheinen jedoch die Engländer damals den größeren Beitrag geleistet zu haben. Im restlichen Europa gab es erst etwa eine Dekade später nennenswerten Anschluss mit praktischen Forschungsprojekten. Als erstes großes Projekt wurde eine Untersuchung an Stichproben aus der Bevölkerung von zunächst Mittelmeer-Anrainer-Ländern begonnen, d.h. neben Italien, Jugoslawien und Griechenland auch Niederlande, Finnland, Japan und sogar USA. Bei dieser 7-Länderstudie spielte A. Keys die führende Rolle. Diese EntwicklungbegannmitderEntwicklungentsprechender Befragungs- und sonstiger Untersuchungsmaterialien, die international abgestimmt werden mussten, bevor die eigentliche Stichprobenuntersuchung beginnen konnte. Umfassende Ergebnisse wurden Anfang der 1970er Jahre veröffentlicht. Sie führten im Zusammenhang mit weiteren,kleinerenUntersuchungeninanderenGebieten zu einer breiten Diskussion über Ernährungsverhalten und die Rolle bei der Entwicklung der HKK, besonders im Kontext mit Lipid-Stoffwechsel-Störungen (besonders Cholesterol). Die ersten Interventionsstudien mit diesem Schwerpunkt folgten wenige Jahre später. Zu damaliger Zeit gab es noch keine formalisierte Ausbildung für die Epidemiologie und Prävention chronischer Krankheiten, gelehrt wurde nur Infektionsepidemiologie. Das heißt, alle Wissenschaftler, die sich mit der Epidemiologie und Prävention chronischer Krankheiten beschäftigten, waren „self- made scientists“ und hatten ihre Kenntnisse „learning- by-doing“ erworben. Daraus ergab sich das dringende Bedürfnis, erste Erfahrungen mit der Standardisierung von epidemiologischen Untersuchungsmethoden an Interessierte weiter zu geben. Hieraus resultierten - als erster systematischer Schritt- die jährlichen 10-Tages- Seminare der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit der International Society and Federation of Cardiology (ISFC), zu denen sich Interessierte oder junge Epidemiologen bewerben konnten. Hier unterrichteten jene berühmten Forscher der „ersten Tage“ aus ihren Erfahrungen, aber auch Fehlern, bei der Durchführung epidemiologischer Untersuchungen, deren Auswertungen und entwickelten das theoretische Modell weiter. In der frühen Lernphase war es insbesondere die interdisziplinäre Zusammenarbeit von klinisch tätigen Ärzten sowie Statistikern, die die Entwicklung der Untersuchungs- und Auswertungsmethoden vorantrieben. Das heißt, die „Klinische Epidemiologie“ stand ganz im Vordergrund. Diese Entwicklung hatte aber auch zur Folge, dass die Klinische Medizin aller Fachgebiete begann, ihre klinischen Untersuchungs- und Dokumentationsmethoden zu überdenken und schrittweise zu standardisieren. So entstand eine sehr bedeutende gegenseitige Befruchtung zwischen Klinischer Medizin und Epidemiologie chronischer Krankheiten. Während die epidemiologischen Herzkreislauf- Untersuchungen in einigen politisch mehr westlich orientierten Ländern bereits Ende der 1950er Jahre vorangetrieben wurden (z.B. im Rahmen der 7-Länder- Studie – siehe oben - gab es kurz darauf auch einige Sozialistische Länder wie Bulgarien, Tschechoslowakei, die in den 1960er durch praktische Mitarbeit in internationalen Studien folgten. Die Entwicklung in den damaligen beiden Deutschen Staaten war jedoch verzögert. Das mag einerseits durch die historisch, traditionell begründete Dominanz von Klinischer Medizin bzw. vorwiegend biologischer Sichtweise durch Nachwirken der Erziehung der Medizinischen Hierarchie im Nationalsozialismus begründet sein, aber sicher auch durch Ignoranz gegenüber einer neuen Entwicklung außerhalb des„Mainstream“. Mit einer Verzögerung von fast 10 Jahren kam es in Ostdeutschland zu einer systematischen Förderung der Herzkreislauf-Epidemiologie und diesbezüglichen Bevölkerungsuntersuchungen. Im damaligen West- deutschland kam es zu einer ähnlichen, breit angelegten Entwicklung erst in den frühen 1980er Jahren, d.h.

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