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ZEG_Chronicle

99 Die Bayerische Thromboembolie-Risiko Studie Ausgelöst durch die anhaltende Diskussion um die Entstehung von venösen Thromboembolien, mit oder ohne OC-Nutzung, wurde in Kooperation des ZEG mit dem Thromboembolie-Zentrum an der LMU München eine langjährige Kohortenstudie bei Frauen begonnen, die so genannte „Bayerische Thromboembolie – Risiko – Studie“ (BATER)54. Hier wurden ganz gezielt die möglichenRisikofaktoreneinerThromboseeinschließlich der biochemischen, hereditären Faktoren erfasst (Analyse von Blutproben, Blutbank gehalten für spätere Untersuchungen). Die Erstuntersuchung umfasste 3460 Frauen im Alter von 18-49 Jahren, deren Gesundheit über Jahre weiter verfolgt wurde. Erste Ergebnisse erbrachten erstmalig zuverlässige Zahlen zur echten Häufigkeit (Prävalenz) vonThrombose- Risikofaktoren in der Bevölkerung (Süd-)Deutschlands. Es wurde auch gezeigt, dass die VTE-Inzidenz55 bei Frauen im fertilen Alter höher ist als oft angenommen (und den Arzneimittelbehörden als„normal“ unterstellt). Es wurde eine Inzidenz von 10.4 VTE pro 10,000 Frauenjahren gefunden, wobei die Inzidenz erheblich zwischen Frauen mit verschiedenen Risikomarkern (z.B. genetischen) variierte. Allerdings waren die Zahlen bei einigen Risikomarkern klein. In einer ersten Analyse wurde untersucht, ob Faktor-V- Leiden (FVL) Trägerinnen wirklich bei OC-Nutzung ein extrem erhöhtes VTE-Risiko haben (Fall-Kontroll-Studie in der BATER Kohorte)56 . Es stellte sich heraus, dass in dieser bevölkerungs-basierten Untersuchung Frauen mit FVL-Mutation ein höheres VTE Risiko (OR= 10.2) haben als Frauen ohne FVL (OR= 4.1), wenn sie OCs nutzen (vs. Nichtnutzer), jedoch nicht ein 30fach oder gar 150fach höheres Risiko wie in der Literatur behauptet. Als später im Rahmen der Internationalen Pillenkrise die Diskussion auf die große Bedeutung der „acquired APC resistance“fokussierteundvonRosingeinTesteingeführt wurde, der eine deutliche und selektive Erhöhung bei Frauen zeigte, die OCs der 3. Generation anzeigten, stand die BATER Kohorte für Analysen der Plausibilität zur Verfügung. Es konnte in einer Fall-Kontroll-Studie in der Kohorte (67 VTE Fälle und 290 Bevölkerungskontrollen) keine Evidenz dafür gefunden werden, dass ein Zusammenhang zwischen extrinsic APC resistance (Rosing Vorschrift) und VTE-Risiko bei Frauen ohne anderes, konkurrierendes VTE Risiko (kein OC, keine FVL Mutation usw.) besteht. Damit machte dieser Test keinen Sinn für die Erkennung eines besonders ausgeprägten Zusatzrisikos bei Kombination mit OC-Nutzung. 57 Darüber hinaus wurde mit dieser Kohortenstudie ein VTE Prognosemodell erarbeitet58, das die Bewertung des späteren VTE-Risikos ermöglichte. Dieses praktische Instrument kann als Schreibtisch-Unterlage benutzt werden. Überraschend war, dass die Laborwerte (genetische Risikomarker) eine deutlich geringere prognostische Bedeutung zeigten als eine gute Anamnese zur persönlichen und familiären Belastung mit Thrombosen. Inzwischen wurde die Berechtigung dieses Prognose- modell an einer sehr großen internationalen Kohorten- studie gezeigt (noch nicht publiziert). Analgetika und Nephropathie-Risiko Die SAN Studie Gerade war die MILTS Fall-Kontroll-Studie 1998 abgeschlossen und veröffentlicht, da steigerte sich der seit Langem in Nephrologischen Gesellschaften geäußerte Vorwurf eines erhöhten Nephropathie- Risikos von Kombinationsanalgetika. Es wurde die Forderung gegenüber Arzneimittelbehörden gestellt, die Zulassung für den freien Verkauf zu beenden und nur noch eine Verschreibung per Rezept zuzulassen. Das war zu einem so weitgehenden Problem geworden, dass die Arzneimittelbehörden von Belgien, Deutschland, Österreich und Schweiz Aktionen seitens der Hersteller forderten, zumindest aber wissenschaftlich tragfähige Belege dafür, dass eine Änderung auf Verschreibungspflicht nicht erforderlich sei. Das ZEG wurde von Boehringer und dem Bundesverband der Arzneimittelhersteller zur Beratung über das zweckmäßige Vorgehen eingeladen. Heinemann schlug vor, zunächst durch eine internationale Gruppe von Experten (Scientific Board- SB) mit der Bewertung der vorliegenden Evidenz für die Anschuldigungen zu beauftragen. Bei der namentlichen Auswahl der Experten 54Schramm W, Heinemann LAJ, Spannagl M, Dick A, Assmann A. Die BAyerischen Thrombo-Embolie-Risiko Kohortenstudie (BATER). Studienprotokoll, Stand der Untersuchung und erste Ergebnisse. Dtsch Med Wschr 2000;125:2-6 55Spannagl M, Heinemann LAJ, DoMinh T, Assmann A, Schramm W, Schuermann R. Comparison of incidence/risk of venous thromboembolism (VTE) among selected clinical and hereditary risk markers: A community-based cohort study. Thrombosis Journal 2005, 3:8 (20 Jul 2005) 56Spannagl M, Heinemann LAJ, Schramm W. Are FVL carriers using OC at extreme risk for VTE ? Eur J Contracept Reprod Hlth Care 2000;5:105-112 57Heinemann LAJ, Kluft C, Spannagl M, De Maat MPM. The association between extrinsic APC resistance and venous thromboembolism in women. Contraception 2002;66: 297-304 58Heinemann LAJ, DoMinh T, Assmann A, Schramm W, Schuermann R, Hilpert J, Spannagl M. VTE risk assessment – a prognostic model: BATER cohort study of young women. Thrombosis Journal 2005;3:5 (18 April 2005).

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