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ZEG_Chronicle

31 Beispiel war nur ein kleiner Anteil der Personen mit zu hohen Blutfettwerten oder zu hohem Blutdruck bekannt, noch kleiner war der Anteil Behandelter. Auch wenn das in allen Ländern derWelt ähnlich schlecht war, forderte es zu Maßnahmen heraus, zumindest einmal für diejenigen, die Kontakt zum Gesundheitswesen hatten. Darauf hatten auch Screening- Projekte in Ostdeutschland hingewiesen, z.B. das Multiphasen-Screening-Projekt in Sternberg. Zur Realisierung dieser Anliegen wurde ein For- schungsverband Herzkreislauf-Krankheiten gegrün-det, der in den 1970er Jahren den gesundheitspolitischen Auftrag erhielt, Möglichkeiten der schrittweisen Einführung von Elementen eines landesweiten Herzinfarkt-Bekämpfungsprogramms zu erarbeiten und in Modellen zu testen. Das war auch eine Umsetzung der Epidemiologischen Forschung in die Praxis des Gesundheitswesens. Der erste Schritt war Entwicklung und Testung von vereinfachten, in der Routine-Praxis durchführbaren MethodenzurBewertungderEffekteneuerBemühungen zurVerbesserungderMedizinischenBetreuung.Zunächst wurdeanvereinfachtenHerzinfarktregisterngearbeitet,da die anfänglichen epidemiologischen Herzinfarktregister zu aufwändig erschienen und nicht alle gesammelten Informationen direkt betreuungsrelevant waren. Über JahrewurdenvereinfachteRegisterinzahlreichenKreisen getestet und versucht, in die Routine zu integrieren. Erfolg und Qualität dieser Bemühungen variierten stark zwischen den Kreisen, d.h. viele scheiterten bei der Einführung oder gaben nach ersten Bemühungen wieder auf. Die Einbeziehung von Schlaganfallregistern als Methode zur Überwachung der medizinischen Betreuungsqualität wurde in den ersten Jahren nicht als Priorität angesehen, zumal die Notwendigkeiten einer schnellen Änderung des Gesundheitswesens damals aufgrund nicht ausreichender epidemiologischer und klinischer Forschung nicht so offensichtlich waren. Klinische Erfahrungen hatten die Notwendigkeit einer Früherkennung(und-Behandlung)sowieFrüheinweisung ins Krankenhaus als Schwerpunkt anerkannt, was die Ergebnisse der epidemiologischen Forschung (z.B. Herzinfarktregister) verdeutlicht hatten. Deshalb wurde der Aufbau einer speziellen „Schnellen Medizinischen Hilfe“ wie auch der Intensivbetreuung (Intensivstationen, Koronarstationen) forciert. Das war mit erheblichen Investitionen verbunden und konnte nur sehr langsam, zunächst in Ballungsräumen, systematisch umgesetzt werden. Bald zeigten die klinischen Beobachtungen, wie auch die begleitenden Herzinfarktregister po- sitive Änderungen in einigen Regionen, z.B. bei der Verminderung der prähospitalen sowie der Früh- sterblichkeitinderKlinik.NeueinternationaleErkenntnisse mit der Frührehabilitation forderten zu wesentlichen Umstellungen im Betreuungskonzept heraus. All dies aber erforderte tiefgreifende Veränderungen von tradiertenEinstellungenimSystemderKlinischenMedizin und das war nur über intensive Aus- und Weiterbildung möglich. Selbst neue Berufsbilder mussten geschaffen werden. Zusätzlich entstanden neue Vorstellungen zu einem abgestuftenSystemderregelmäßigenundspezialisierten Betreuung von Herzkreislaufkranken (HK- Dispensaires) auf verschiedenen Ebenen der ärztlichen Betreuung (Hausarzt/ Internist/Kardiologe). Der Ausbau und das Training eines Systems von Kreis- und Bezirkskardiologen wurde durchgesetzt. Diese spezialisierten Ärzte übernehmen einerseits die spezialisierte Diagnostik und Betreuung und standen anderseits als Referenz für andere Ärzte zur Verfügung. Eine regelmäßige Weiterbildung von Ärzten, die mit der Betreuung Herzkranker zu tun hatten, wurde seit Mitte der 1970er Jahre ein Schwerpunkt. Hier hatten die Epidemiologen eine große Rolle bei der Analyse der gegenwärtiger Situation und Begründung der anzustrebenden Ziele, die aus der epidemiologischen Forschung bekannt waren. Der Austausch mit der Klinischen Medizin war wechselseitig befruchtend. Die Entwicklung des Bekämpfungskonzepts und die Einführung konkreter Schritte lag zunächst in der Verantwortung der Charité Berlin (Leitung: Prof. Anders und Kollegen), wo der Forschungsverband bis Mitte der 1970er Jahre lokalisiert war. Danach wurde der Forschungsverband und die Verantwortung für das Herzinfarkt-Bekämpfungsprogramm schrittweise and die Akademie der Wissenschaften, das Herzkreislauf- Institut (Verantwortlich: Prof. Heine), transferiert. Das Herzkreislauf-Institut der AdW (ZIHK) (Abb. 24) hatte, zusammen mit dem Forschungsverband Herz-Kreislauf- Krankheiten eine führende Rolle bei der Erarbeitung und Umsetzung des staatlichen Herz-Kreislauf- Bekämpfungsprogramms im Gesundheitswesen.

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