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ZEG_Chronicle

4 1. Einführung Ein Sprichwort besagt: Wer keine Vergangenheit hat, der hat auch keine Zukunft. Die nachfolgende Dokumentation soll die Vergangenheit der Entwicklung von Epidemiologie von Herzkreislaufkrankheiten (HKK) und anderer chronischer Krankheiten in Ostdeutschland aufarbeiten. Dabei soll auch der Übergang von Erfahrungen und Personal in das 1990 gegründete Nachfolgeinstitut „Zentrum für Epidemiologie und Gesundheitsforschung Berlin“ erläutert werden. Obwohl viele Details bereits verloren gegangen sein mögen, mit dieser Broschüre soll weiteremVergessen der Geschichte vorgebeugt werden. Es ist ein Anliegen dieser Zusammenstellung von Fakten, aber auch subjektiven Wertungen durch die beteiligten Zeitzeugen, dass das Gesamtbild der Entwicklung im historischen Rückblick klarer werden möge; oft verstellen bekanntermaßen die täglichen Notwendigkeiten und alltäglichen Probleme die klare Sicht auf Vergangenheit und Zukunft. Die in den 1920er Jahren sich entwickelnde Soziale Medizin zeigt bereits viele Ähnlichkeiten mit der Epidemiologie chronischer Krankheiten, obwohl die Wurzeln noch eindeutig bei den Infektionskrankheiten liegen. Diese frühen Entwicklungen der Forschung zu beispielsweise sozialen Hintergründen von Krankheiten waren ein zukunftsträchtiges Gebiet, wurden jedoch in einen politischen, z.T auch sozialdemokratischen Kontext gerückt, und waren in der dunklen Zeit des Faschismus unerwünscht. Die Medizinische Forschung wurde voll auf die biologische und klinische Forschung orientiert und soziale Aspekte zunehmend ignoriert. So kam es in der Zeit des Nationalsozialismus zum weitgehenden Stillstand der sozialmedizinischen Forschung, die sich aber im angloamerikanischen Raum stark entwickelte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Sozialmedizin und frühe Formen der Epidemiologie chronischer Krankheiten aus angloamerikanischen Ländern zugänglich, dies führte jedoch zu sehr unterschiedlicher Entwicklung in den entstandenen beidenDeutschenStaaten.DieRichtungundSchnelligkeit der Entwicklung waren zweifellos historisch sowie auch politisch im Kontext des Kalten Krieges zwischen den beiden Weltlagern determiniert. Es ist Ziel dieser Zusammenstellung, die Entwicklung der Epidemiologie chronischer Krankheiten als Teilmenge von Sozialer und Klinischer Medizin in Europa, mit einem Schwerpunkt auf Ostdeutschland, im Kontext mit der Entwicklung in Gesamt-Europa kursorisch darzustellen, aber auch an punktuellen Beispielen Unterschiede aufzuzeigen. Im Detail wird auf die Entwicklung der Epidemiologie chronischer, nichtübertragbarer Krankheiten in Ostdeutschland eingegangen, die sich seit Mitte der 1960er Jahre langsam etablierte. Diese Entwicklung war zunächst auf die Analyse von möglichen Risikofaktoren in der Bevölkerung fokussiert mit einem Scherpunkt auf die Entwicklung und Testung entsprechender Forschungsmethoden in der Praxis. Später kommen auch Untersuchungen zu Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Interventionen oder Behandlungsmaßnahmen in der Bevölkerung hinzu. Ausführlich wird auf die Etablierung der Epidemiologie und Prävention chronischer Krankheiten, speziell der Herzkreislaufkrankheiten(HKK)indenJahren1970bis1989 eingegangen. Die anschließenden starkenVerwerfungen der relevanten Medizinischen Forschungslandschaft Ostdeutschlands im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung werden exemplarisch am Beispiel des faktischen Zusammenbruchs der Forschung zu Epidemiologie und Prävention chronischer Krankheiten dargestellt. Diese Entwicklung war auch politisch und vom Wettbewerb determiniert. Es gelang jedoch ein Neustart auf hohem Niveau mit der Keimzelle des neu gegründeten Zentrums für Epidemiologie und GesundheitsforschungBerlin(ZEG).Hierwurdeerfolgreich versucht, die Entwicklung der Epidemiologie chronischer Krankheiten durch Zusammenführung der international anerkannten Wissenschaftler Ostdeutschlands und deren methodischem Wissen bzw. Erfahrungen und dem internationalen Netzwerk von Kooperationen unter einem Dach weiter zu entwickeln. DieserhistorischeRückblickgehtüberineineBeschreibung der Weiterentwicklung und Schwerpunktsetzung der Forschung an diesem neuen Zentrum und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Orientierung. Das bezieht auch die Forschung zu Nebenwirkungen von Behandlungsmaßnahmen, einschließlich Arzneimitteln und letztlich auf die Volksgesundheit ein. Letzteres stellt den Schwerpunkt der späteren Arbeit des ZEG auf dem Gebiet der Pharmakoepidemiologie dar. 2. Der Beginn in den 1950er und 1960er Jahren Anfangs war die Forschung zur Epidemiologie chronischer Krankheiten weltweit vorwiegend auf die Krebserkrankungen gerichtet. Die Arbeiten hierzu begannen ernsthaft in den 1940er Jahren. Die Aufmerksamkeit war auf die Identifizierung von möglichen Risikofaktoren gerichtet, wobei speziell Risiken körperlicher Art, aber auch Risiken aus dem persönlichen Verhalten und der Umwelt Beabachtung

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