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ZEG_Chronicle

7 im Weiteren noch detailliert einzugehen sein. Die Lehrmeister und Paten der Entwicklung der Epidemiologie im Ostblock, sowohl bezüglich wissen- schaftlichem Konzept als auch Umsetzung in die Praxis der Prävention, kamen aus dem angloamerikanischen Raum, wo die Entwicklung dieses Forschungsansatzes, wie oben angesprochen, nicht durch die faschistische Ideologie wie in Deutschland abgebrochen worden war. Von T.Dawber, dem ersten Leiter der Framingham- Studie, wurde insbesondere Kozarevic in Jugoslawien angeregt. A. Keys hingegen regte eine andere Gruppe in Jugoslawien und in Ungarn an, vertreten durch die Namen Djordjevic, Lamm und Strasser. Die tschechische Herzkreislauf-Epidemiologie, verbunden mit den Namen Fejfar und Fodor, wurde vorwiegend von Miall aus den USA beeinflusst und die polnische und ostdeutsche Epidemiologie wurden ganz wesentlich geprägt durch den Engländer Rose sowie die beiden Amerikaner J. und R.Stamler. Diese Verbindungen bestanden jeweils über mehrere Jahrzehnte und haben ganz wesentlich die Entwicklung der Herz-Kreislauf-Epidemiologie in Osteuropa beeinflusst. Nicht so klar sind die Wurzeln der Entwicklung der Epidemiologie und Prävention chronischer Krankheiten in der damaligen Sowjetunion. Letztlich sind es direkt oder indirekt über die Epidemiologen der anderen Ostblockländer die gleichen Quellen, zumal es ab den 1970er Jahren eine enge Zusammenarbeit im Rahmen der RGW-Länder gab. Darauf wird weiter unten an Beispielen eingegangen. Die Anerkennung der Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Epidemiologie fand auch in der Besetzung der jeweiligen Abteilungsleiter für Herz-Kreislauf- Erkrankungen in der Weltgesundheitsorganisation in Genf und Kopenhagen Ausdruck, wobei hier auch Überlegungen zur politischen „Ausgewogenheit“ zwischen dem Ost- und Westblock eine Rolle gespielt haben. Ende der 1950er bzw. Anfang der 1960er Jahre waren der Tscheche Fejfar und der Armenier Ahmeteli Leiter in Genf bzw. Kopenhagen, in den 1970er Jahren war es Pisa aus der Tschechoslowakei, aber auch Glasunov aus Rußland, Anfang der 80er Jahre Lamm aus Ungarn, Mitte der 1980er Jahre Böthig aus Ostdeutschland und Zaicev aus Rußland und Anfang der 1990er Jahre Gyarfas aus Ungarn und Shatchkute aus Litauen. Wichtig ist zu betonen, dass die Beschäftigung mit der EpidemiologiefürjedenWissenschaftlervonAnbeginnan die internationale Zusammenarbeit geknüpft war. Damit kamen Epidemiologen in Osteuropa an wesentliche Grenzen der wissenschaftlichen Wirksamkeit, da nicht immer ein ungehinderter internationaler Austausch gepflegt werden konnte, zumindest nicht bis Anfang der 190er Jahre. Dieses„Eingekesselt-sein“ führte auch dazu, dass viele führende Epidemiologen früher oder später in westliche Industrieländer übersiedelten und dort arbeiteten oder aber von den jeweiligen Regierungen „als wissenschaftliches Aushängeschild“ ausreichend Freiräume eingeräumt bekamen und dadurch für längere Zeit im Lande zu halten waren. Letzteres traf auch für die jungen ostdeutschen Epidemiologen zu. Die Kessel-Situation im Ostblock wie auch die durch den Kalten Krieg der Systeme sind Hintergrund des geringeren Bekanntheitsgrades des relativ hohen Entwicklungsstandes der Forschung zu Epidemiologie und Prävention chronischer, nichtübertragbarer Krankheiten, besonders der HKK, weltweit. Diese Situation verbesserte sich erst schrittweise in den 1980er Jahren, als die Einladung von Ostblock-Epidemiologen zu Präsentationen auf Internationalen Kongressen – z.T. mit Kostenübernahme – üblich wurde. Dazu trug auch die Wahl von Ostblock-Epidemiologen in Internationale GesellschaftenbeisowiedieregelmäßigeVeröffentlichung von Kurzfassungen von Forschungsergebnissen in den „CVD Epidemiological Newsletter“ der „International Society and Federation of Cardiology (ISFC)“ der USA, hier speziell der Arbeitsgruppe für Epidemiologie und Prävention von Herzkreislaufkrankheiten. 3. Epidemiologie und Prävention von Herzkreislaufkrankheiten in Ostdeutschland: Die frühe Lernphase (1960-1975) Gründung von Abteilungen für Epidemiologie von HKK an den Universitäten Berlin und Erfurt Schon Mitte der 1960er Jahre waren von Klinikern Untersuchungen zu Gesundheitszustand und Herzkreislauf-Risiken in der Bevölkerung durchgeführt worden, zum großen Teil im Rahmen von Promotionsarbeiten. Hierzu zählen die Studie Wurzen (1969) von Werner und die Studie Leipzig (1969) von Mühlberg. Von der methodischen Qualität aus jetziger Sicht beurteilt, war es eine frühe Lernphase. Tabelle 1 zeigt einen historischen Überblick über wichtige epidemiologische Studien in Ostdeutschland aus dem Zeitraum 1960 bis zum Ende der DDR in 1989. Weiter unten wird auf einige der Studien näher eingegangen. Mitte der 1960er Jahre fingen dann echte internationale Kooperationen zwecks Erlernens bzw. Austausches von methodischen Ansätzen an. So waren zu Beginn die Internisten Böthig (Humboldt Universität Berlin) und Knappe (Medizinische Akademie Erfurt) zu kürzeren und längeren Hospitationen in Epidemiologischen Projekten Polen (Rywik), bei Fodor, Reinis in der CSSR,

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